Was ich auf dem Jakobsweg gelernt habe

Zwei Wochen auf dem Jakobsweg von Porto nach Santiago de Compostella

Zwei Wochen lang bin ich den „Camino Portugues“ von Porto nach Santiago de Compostela gegangen. Auf diesem Weg habe ich einiges gelernt. Der Jakobsweg hat mir viele Parallelen zum Lebensweg aufgezeigt. Auf diesem Pilgerweg und auch im Leben hat man Höhen und Tiefen. Manchmal fühlt man sich stark und fit, aber am nächsten Tag erschöpft und frustriert. Oft läuft man in der Sonne, aber auch manchmal im Regen. Heute hat man Gegenwind und morgen Rückenwind. Manchmal läuft man allein und manchmal zusammen mit anderen. Einmal brauchst du Hilfe und ein anderes Mal musst du anderen Unterstützung geben. In einem Moment weißt du genau, wo du bist, und in einem anderen bist du orientierungslos. Manchmal kennst du den Weg und manchmal hast du keine Ahnung, wohin du gehen sollst. Die Erkenntnis ist die, dass man all das akzeptieren muss – auf dem Weg und im Leben. Es ist Teil der Reise. Man kann sich nicht verstecken und man kann oder sollte diesen Dingen nicht ausweichen. Man muss sich diesen Herausforderungen stellen und sich mit ihnen auseinandersetzen. Dazu muss man auf sich selbst (seine Gesundheit und Wohlbefinden), auf andere und auf seine Ausrüstung achten.

Ich glaube, das Wichtigste auf diesem Pilgerweg und im Leben ist, dass man selbst aktiv wird. Niemand sonst wird das für dich tun. Für jedes Kapitel des Weges musst du aufstehen, deine Sachen zusammenpacken und einfach anfangen zu laufen. Vielleicht gibt es Hindernisse auf dem Weg und vielleicht muss du einige Umwege gehen. Und manchmal wirst du vielleicht sogar hinfallen, dann heißt es wieder aufstehen und weitergehen. Wichtig ist es die Zuversicht zu behalten Wenn du dein Ziel definiert hast, die richtige Einstellung, die richtige Ausrüstung und – wo nötig – die richtigen Begleiter dabei hast, wirst du den richtigen Weg finden, du wirst deinen Weg finden und du wirst erreichen, wonach du gestrebt hast – sei es im privaten oder im geschäftlichen Leben.

Ich habe auch erkannt, dass es wichtig ist, den Weg selbst zu genießen. Es ist gut und notwendig, Ziele zu erreichen. Aber auch die Reise selbst ist sehr wichtig – egal, ob es sich um eine zweiwöchige Wanderung oder ein ganzes Leben handelt. Nimm dir Zeit, finde dein eigenes Tempo, schau auch mal nach links und rechts, nimm Umwege in Kauf, nutze auch die kleinen unbekannten Wege, mache Pausen, nimm dir Zeit zum Nachdenken, knüpfe gute Verbindungen zu anderen Menschen und nehme dich selbst, deine Umgebung und den Moment an sich wahr. Was ich mit Sicherheit auf diesem Camino gelernt habe, ist, dass die besten Momente unerwartet und überraschend kommen. Dann ist es wichtig, sie zu erkennen und diese Momente zu ergreifen.

Ich wünsche Euch alles Gute für Euren Weg. Buen camino!