Einen guten „RAD“ geben – Teil 1

Die beruflichen und/oder privaten Herausforderungen sind für viele Menschen sowieso schon hoch. Dazu kommen aktuell noch die schwierigen Rahmenbedingungen mit vielen Veränderungen, Unsicherheiten und diversen Krisen bzw. sogar Kriegen. Diese Gemengelage empfinden viele Menschen als Stress.

Nun wird man in einer Stress-Situation stark vom „Dino-Gehirn“, also dem Stammhirn gesteuert. Es geht zwar nicht mehr ums Überleben – wie bei der oftmals zitierten Begegnung des Steinzeit-Menschen mit dem Säbelzahntiger. Aber der gestresste Neuzeit-Mensch ist im vom Grundsatz her im gleichen Modus: Im Durchleben einer schwierigen Situation oder gar einer längeren schwierigen Zeit. Wenn man nun im „Fight or Flight“ Modus ist, fehlt oft die Aufmerksamkeit für die Mitmenschen und deren Gefühle und Bedürfnisse. Zwischenmenschliche Kommunikation findet entweder gar nicht statt oder ist eher harsch, kurz, knapp – eventuell unfreundlich.  Da kann das Miteinander im Privat- und Berufsleben schon einmal ziemlich angespannt sein. Aber ein grundsätzlich gutes Miteinander ist wichtig für das Wohlbefinden, für die Gesundheit und – im Betrieb- für das kommerzielle Ergebnis.  

Insbesondere Führungskräfte sind deshalb gefordert, das eigene Verhalten zu reflektieren und gegebenenfalls anzupassen – auch und gerade in stressigen Zeiten. Geben Sie als Führungskraft Ihren Mitarbeitenden deshalb einen guten „RAD“:

R für Respekt

A für Aufmerksamkeit

D für Dankbarkeit

„Respekt“ steht für ein echtes Interesse am Mitarbeiter als Mensch. Für offenes, freundliches und wertschätzendes Begegnen. Für Wahrnehmen, Ernstnehmen und Zuhören. Für Beteiligen, Vertrauen, Eigenverantwortung und Selbst-Wirksamkeit ermöglichen.

„Aufmerksamkeit“ bedeutet aktives Zuhören, 100% Fokus auf den anderen in der Kommunikation und Empathie. Sie steht auch für konstruktives Feedback, Ansprechbarkeit, Verständnis und falls nötig Unterstützung. Mentoring und Coaching können auch relevant sein. „Dankbarkeit“ zeigt man für gute Leistungen, Engagement, Feedback, Vorschläge, Unterstützung und auch einmal für die kleinen Dinge im Alltag

Das sind die entscheidenden Verhaltensweisen, um Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die nötige Wertschätzung entgegenzubringen. Denn ohne diese Wertschätzung werden viele sich einen anderen Arbeitsplatz suchen. Entscheidend sind hier die Führungskräfte*.  Sie kennen den Spruch: „Mitarbeiter kommen wegen der Firma, bleiben wegen der Aufgabe und gehen wegen des Chefs.“ In Zeiten des Fachkräftemangels kann sich das aber kein Unternehmen mehr leisten. Wertschätzung macht also menschlich, aber auch betriebswirtschaftlich Sinn. Denn sie bringt auch Verbesserungen in der Motivation, im Engagement und der Leistung, und verbessert so die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.

Was ist nun zu tun, wenn man sein Führungsverhalten ändern möchte?  Einen guten „RAD“ zu geben und Wertschätzung zu zeigen ist eine Frage der persönlichen Werte, der daraus basierenden Haltung und dem daraus entstehenden Handeln. Durch Reflektion, Feedback, Training oder Coaching kann man sich selber besser erkennen und seine Werte, Haltung und Verhaltensmuster auch ändern – wenn man es denn möchte.    

Um Missverständnisse zu vermeiden: Eine wertschätzende Haltung oder Atmosphäre bedeutet nicht „Friede, Freude, Eierkuchen“. Natürlich gibt es auch Probleme, Missverständnisse und Meinungsverschiedenheiten. Konstruktives und klares Feedback ist zum Beispiel notwendig, wenn die Leistung des Mitarbeitenden unzureichend ist. Jedoch sollte auch ein eher kritisches Mitarbeitergespräch Respekt, Aufmerksamkeit und Wertschätzung gegenüber dem Menschen beinhalten – unabhängig von der eventuell zu bemängelnden Leistung. 

Teil 2 wird erläutern, wie man sich selbst einen guten „RAD“ gut. Denn nur wer sich selber gut führt kann andere auch gut führen.

* Siehe auch Gallup Studie: „State of the Global Workplace 2023 Report” und “Engagement Index 2022 Germany”